Latinale 2023 en verano

Das 2006 in Berlin gegründete Poesiefestival Latinale 2023 startet auf dem Internationalen Kongress ökologischer Geisteswissenschaften an der Universidad Autónoma in Madrid. Die 17. Ausgabe ist daher eine latinale.académica. Das Festival schlägt vor, den Begriff der politischen Aktion angesichts des Anthropozäns neu zu denken und mit Perspektiven wie denen Timothy Mortons zu vernetzen. Für diesen Vertreter der "Dark Ecology" ist ein Gedicht ein Objekt unter anderen, ja sogar eine Emissionsquelle. Andererseits ist auch der Baum, von dem das Papier stammt, mit dem Gedicht verbunden. Für Morton wie für Donna Haraway oder Tomás Saraceno ist die ökologische Wende, die wir erleben, eine Art Weltuntergang, der sich vorrangig in der Kunst äußerst: als eine Option der Transformation und des Überlebens. Auf (Neo-)Extraktivismus lässt sich in diesem Sinne mit Aktionen kollektiven künstlerischen Recyclings oder mit poetischen und philosophischen Extraktionen antworten. In Lateinamerika findet sich schon lange vor den pop-philosophischen Labels eine ökologische Alchimie, etwa im Werk Eduardo Galeanos. In dessen Gedenken will Latinale 2023 Möglichkeiten einer (anti)anthropozänischen Poesie erkunden, die Lebendigkeit und Anpassungsfähigkeit von Worten auf den Plan rufen und deren Eignung zu nicht toxischer Kontamination mobilisieren. Latinale wird insbesondere die (literalisierte, poetisierte oder schlicht gelebte) Präsenz von Pflanzen in unseren Kulturen feiern und andereseits residuale Raeume oder Industrieruinen des 20. Jahrhunderts ausleuchten. Vom 31.5. bis 4.6. macht die Latinale Station in Berlin. 

In Kürze das vollständige Programm auf latinale.org.