Gäste der Latinale 16

Jaime Huenún Villa. Foto: Álvaro de la Fuente

Jaime Luis Huenún

Jaime Luis Huenún wurde als Sohn eines Mapuche-Huilliche und einer Chilenin geboren. Als interethnischer bzw. interkultureller Lyriker verbindet er die weitgehend verlorene orale Tradition der Mapuche mit der typischen Interkulturalität der Literaturen Lateinamerikas, was sich speziell in seinem 2012 erschienenen Band Reducciones zeigt, der das Thema der in Reservate verbannten Ureinwohner und ihrer verlorenen Kulturen thematisiert. Reducciones enthält eine Mischung aus historischen Fotos, Dokumenten, oralen Überlieferungen und Liedern der einstigen Ureinwohner Südchiles sowie den jeweiligen Themenkomplex reflektierenden Gedichten, in denen Huenún ein Repertoire von meist subalternen, untergegangenen Stimmen und Individuen vereint. Das Spanisch der Gedichte, das vereinzelt mit archaischen Anklängen die Sprache der Konquistadoren heraufbeschwört und den Leser in die Kolonialzeit zurückversetzt, ist immer wieder auch mit Resten einer verlorenen indigenen Ursprungssprache durchwirkt, die Hunéun in seiner Kindheit noch kennengelernt hatte. Einige Gedichte werden hier in zwei Versionen, einer spanischen und einer im Mapudungun, der Sprache der Mapuche, präsentiert. Zugleich sucht Huenún in seinen Texten stets den Bezug zur lyrischen Tradition Lateinamerikas, insbesondere zu César Vallejo und zu Pablo Neruda, und auch die interkulturelle Vernetzung mit Lyriktraditionen der westlichen Welt, speziell Europas (siehe etwa seine Gedichtbände Puerto Trakl, 2001, oder Calle Mandelstam, 2016).

 

Text:: Petra Strien