Festivalarchiv: Latinale 13

POESÍA (TRANS-) FRONTERIZA

POESÍA (TRANS-) FRONTERIZA

Zum dreißigsten Jahrestag des Mauerfalls lud die 13. Latinale 2019 zur Erkundung einer kritischen Grenz- und Beziehungspoetik ein. Das, was das Festival seit seiner Gründung macht – aktuelle spanisch- und portugiesisch- sowie mischsprachige Lyrik aus der Karibik und Lateinamerika auf Berliner und deutsche Bühnen zu bringen – ist von Anbeginn grenzüberschreitend. Latinale 2019 widmete sich dem Thema Grenzen und Grenzüberschreitungen aber ganz explizit unter dem Motto der POESÍA (TRANS-) FRONTERIZA. Schließlich legen Autor:innen aus Lateinamerika schon lange Grenz-Erfahrungen poetisch dar.

„Liquide Linien“ lautete ein weiteres Motto des Festivals und bezog sich auf den Begriff „línea“ für die Grenze zwischen den USA und Mexiko, mit dem Dichter:innen, Forscher:innen und Performance-Künstler:innen schon lange arbeiten. Das Thema der fließenden Grenzlinien stand metaphorisch auch für die Begegnungen in der Grenzstadt Frankfurt/Oder – in die ein Teil der Dichter:innen reiste – sowie in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Mariendorf und in der Bibliothek am Luisenbad in Berlin-Gesundbrunnen, wo die kolumbianischen Dichter:innen Erik Bautista und Fátima Vélez sowie die Berliner Autor:innen Ann Cotten und Daniela Seel auf die Grenz-Forscher:innen Helen Schwenk und Estela Schindel trafen. Aus diesen Exkursionen gingen fotografische und textpoetische Mikro-Reportagen hervor.

„Puntos de Partida“ – Ausgangspunkte – stellte in einer langen Lesenacht im Berliner Instituto Cervantes Gedichte aus Chile, Mexiko, Bolivien und Kolumbien vor; Gedichte mit einer kritischen Einstellung gegenüber den Kategorien Identität, Territorium, Kontrolle. Poetische Texte überwinden Sprach- und Genre-, Medien- und Landesgrenzen, aber sie grenzen sich auch ab, etwa wenn sie Nein! sagen, wo es nötig ist (und wo es außerhalb des Gedichts nicht möglich ist). „Puntos de partida“ meint zudem Aufbruch: nicht nur in der lateinamerikanischen Dichtung werden Stimmen mit dem Wunsch nach umfassenden Veränderungen laut.

Zu den herausragenden Autor:innen der Latinale 2019 gehörten die als Ehrengast geladene Chilenin Elvira Hernández, deren politisch-experimentelles Werk 2018 mit dem Premio Iberoamericano de Poesía Pablo Neruda ausgezeichnet wurde. Alejandro Albarrán aus Mexiko rührte mit rhythmisierten Texten musikalisch auf. Fátima Vélez aus Kolumbien/USA las provokant hybride, sogar die Grenzen der Spezies überwindende Texte und Sergio Gareca aus Bolivien nahm Sprachbilder wörtlich. Die Dichterin und Festivalleiterin Mayra Santos-Febres aus Puerto Rico bereicherte die Latinale auch als langjährige Kooperationspartnerin – und all diese Autor:innen trafen auf die Berliner Dichterinnen.

Neben dem Thema Grenzen und Migration ging es auch um mediale Überschreitungen und Potenziale. Erik Bautista und Mayra Santos Febres lieferten themenspezifische Fotoreportagen in poetischer Sprache – und Special guest Viggo Mortensen stellte seinen in Argentinien verlegten Foto-Gedichtband vor und verglich Poesie mit einer Zündbombe.

Impressionen der Latinale 13

Von links: Alina Neumeyer, Ann Cotten, Alejandra López, Mayra Santos-Febres, Fátima Vélez & Melanie Garland by Erik Bautista
Fadir Delgado & Alejandro Albarrán by José Arturo Ballester
Rike Bolte by José Arturo Ballester
Von links: Elvira Hernández, Fadir Delgado, Erik Bautista & Sergio Gareca by Erik Bautista
Elvira Hernández & Timo Berger by Erik Bautista
Erik Bautista & Sergio Gareca by Erik Bautista
Mayra Santos-Febres & Sergio Gareca by José Arturo Ballester
Von links: Mayra Santos-Febres, Julieta Zarankin, Fátima Vélez & Viggo Mortensen by José Arturo Ballester
Viggo Mortensen by José Arturo Ballester
Christian Formoso by Timo Berger
Mayra Santos-Febres by Erik Bautista
Latinale-Gäste und Team 2019 in der Gloria Bar

Programm der Latinale 2019
04. – 12. Dezember
Berlin – Frankfurt/Oder – Osnabrück


BERLIN 
Sonntag, 03.11.2019, 19 Uhr
Ein Vorgeschmack: Latinale bei INVASION. Das argentinische Filmfestival
Parsi
ARG/CH 2018, 23 Min, R: Eduardo Williams, Mariano Blatt
Nach der Filmprojektion Poesie-Performance und Gespräch mit Mariano Blatt und Timo Berger 
Wolf Kino

Mittwoch, 04.12.2019
Dichter*innen erkunden die Gedenkstätten Berliner Mauer 
Poesieworkshop an der Friedensburg Oberschule
ichtöffentliche Veranstaltungen

19 h
Special guest Viggo Mortensen: Lo que no se puede escribir
Lesung mit Viggo Mortensen
Anschließend Gespräch mit Fátima Vélez, Mayra Santos-Febres & Viggo Mortensen
Moderation: Julieta Zarankin
Instituto Cervantes

Donnerstag, 05.12.2019
13-17 Uhr
Translationen. Übersetzungsworkshop
Mit Nadja Küchenmeister, Fadir Delgado, Alejandro Albarrán, Erik Bautista
Pablo-Neruda-Bibliothek

18 h
Eröffnung: Poesía (trans)fronteriza. Poet’s Choice
Lesung und Gespräch mit Ann Cotten, Melanie Garland,
Mayra Santos-Febres, Fátima Vélez 

Moderation: Alejandra López 
Ibero-Amerikanisches Institut, Simón-Bolívar-Saal

FRANKFURT/ODER
Freitag, 06.12.2019, 18 Uhr
Liquide Linien I
Lesung und Gespräch mit Erik Bautista, Ann Cotten, Nadja Küchenmeister, Daniela Seel, Fátima Vélez
Moderation: Estela Schindel, Rike Bolte 
Kleist-Museum
 

BERLIN
Freitag, 06.12.2019, 19 Uhr
Ausgangspunkte
Lesung mit Alejandro Albarrán, Fadir Delgado, Christian Formoso,
Sergio Gareca,
Elvira Hernández 
Moderation: Alina Neumeyer 
Instituto Cervantes
 

Samstag, 07.12.2019, 19 Uhr
Außen ist Innen
Austausch zwischen Dichtkunst und Grenzforschung
Mit den Dichter*innen Erik Bautista, Daniela Seel, Fátima Vélez und den
Grenzforscherinnen Estela Schindel, Helen Schwenken 
Bibliothek am Luisenbad
 

Sonntag, 08.12.2019, 19 Uhr
MARCHA DE ÓRDENES
BOL 2019, 87 Min, R: Sergio Gareca, OV
Filmvorführung, im Anschluss, mit Sergio Gareca 
Instituto Cervantes

 

OSNABRÜCK
Mittwoch, 11.12.2019
13-18h
Workshop I: Liquide Linien II
Mit Fadir Delgado, Sergio Gareca, Elvira Hernández
Mit Schüler*innen vom Gymnasium in der Wüste, Gymnasium Carolinum 
Geschäftsstelle der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung
 

18-20h
COSTA RICA COMO CLICHÉ PARADISIACO EN LA LITERATURA Y EL CINE
Vortrag von Carlos Villalobos im Rahmen der Vorlesungsreihe „Entre las Américas – Between the Americas“ (es) 
Universität Osnabrück, Institut für Romanistik
 

Donnerstag, 12.12.2019
10-16 Uhr
Workshop II: Liquide Linien II
Mit Fadir Delgado, Sergio Gareca, Elvira Hernández
Mit Schüler*innen vom Gymnasium in der Wüste, Gymnasium Carolinum
Geschäftsstelle der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung
 

19Uhr
Debajo de la lengua
Lesung und Gespräch mit Erik Bautista, Fadir Delgado, Sergio Gareca, Elvira Hernández (es/de)
Moderation: latinale.académica
Literaturbüro Westniedersachsen, Renaissancesaal

Viggo Mortensen: El pelo de María

Partner und Förderer 2019