Ausgangssprache: andere
Übersetzungen: deutsch

Goodbye

The man staring at me through my iPhone screen is old. His hair is completely grey and close cropped. He’s lethargic, his eyes heavy, his voice slow. He used to know several languages but now can barely speak his native tongue. A tongue he had passed on to me but that I barely use in my new life.

 

I say “Father it’s your daughter, Lubna”.

He hardly responds, looking back with low lids at the iPad shoved in his face. My mother goads him to respond and like a good school boy he says ‘hello how are you doing’ rehearsed.

 

I say “Father, its Axado” and suddenly he bursts into a knowing smile, remembering the special nickname he gave me as a child; Sunday.

I say “Father, its Axado, look at my baby son, we say hello”. His smile widens, his soul remembering his love for babies even if his brain can’t comprehend that this one belongs to me.

 

I do not know this old man. The father I knew and left four years ago was old only in years. His voice was strong, leaving me pleading messages to return his calls as I erased them.

And now, I find myself picking up my son like a prop and presenting him to his grandfather on a phone screen. They both look at each other, like strangers, unaware they share twenty- five percent genetically.

I am not sure if they will get the chance to meet. I know for sure that my father can no longer give me advice, does not have the strength to hold his grandson, to make the connections needed. I know that he will not be able to change my son’s diaper when his own needs changing.

 

I wished it did not take me this long to become responsible, to understand how fixable everything is. I wished I knew the fragility of life before the feel of my son’s new skin.

 

I say “Goodbye father” and wave my son’s hands for him while his own lays limp. My mother prompts him to answer and he says like an old man ‘good bye, have a nice day’.

 

Auf Wiedersehen, Vater

Der Mann, der mich vom iPhone-Display ansieht, ist alt. Sein Haar ist grau und kurz geschoren. Er macht einen lethargischen Eindruck, seine Augen sind schwer, er spricht langsam. Früher beherrschte er mehrere Sprachen, jetzt kann er sich kaum noch in seiner Muttersprache ausdrücken. Eine Sprache, die er mir beigebracht hat, die ich jedoch nunmehr selten benutze.

Ich sage “Vater, ich bin’s, deine Tochter Lubna.”

Er antwortet kaum, starrt lediglich mit gesenkten Lidern auf das iPhone zurück, das ihm vors Gesicht gehalten wird. Meine Mutter ermuntert ihn, mir zu antworten, und wie ein guter Schüler sagt er, als habe er es geübt: ‘Hallo, wie geht es dir’.

Ich sage “Vater, ich bin’s, Axado”. Sein Gesicht schlägt in ein wissendes Lächeln um. Es ist der Spitzname, den er mir als Kind gab: Axado, Sonntag.

Ich sage “Vater, Axado hier, schau, das ist mein Baby, wir grüßen dich“. Sein Lächeln wird breiter. Tief im Inneren weiß er, dass er Babys liebt – selbst wenn sein Kopf nicht begreifen kann, dass dieses hier zu mir gehört.

Ich kenne diesen alten Mann nicht. Der Vater, den ich kannte, und den ich vor vier Jahren das letzte Mal sah, war nur den Jahren nach alt. Die Stimme der Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, mit der er mich inständig bat, ihn zurückzurufen, und die ich wieder löschte, war kräftig.

Und nun sitze ich da, hebe meinen Sohn hoch wie eine Requisite, um ihn seinem Großvater auf einem Handydisplay vorzustellen. Die beiden schauen einander an, wie Fremde, nicht ahnend, dass sie genetisch zu fünfundzwanzig Prozent übereinstimmen.   

Ich weiß nicht, ob sie die Gelegenheit haben werden, einander zu treffen. Ich weiß mit Sicherheit, dass mein Vater mir nicht mehr mit seinem Rat zur Seite stehen kann, dass er nicht mehr die Kraft haben wird, seinen Enkel zu halten, so wie es nötig wäre, wollte er eine Verbindung zu ihm aufbauen. Ich weiß, dass er die Windeln meines Sohnes nicht wird wechseln können, nun, da seine eigenen gewechselt werden müssen.

Ich wünschte, ich hätte nicht so lang gebraucht, mir dieser Verantwortung bewusst zu werden, zu verstehen, wie wiederherstellbar alles ist. Ich wünschte, ich hätte von der Zerbrechlichkeit des Lebens gewusst bevor ich wusste, wie sich die Haut meines Sohnes anfühlt.

Ich sage “Auf Wiedersehen, Vater” und winke ihm mit der Hand meines Sohnes zu während seine eigene Hand lahm daliegt. Meine Mutter fordert ihn auf, zu antworten. „Auf Wiedersehen“, sagt er, ein alter Mann, „und einen schönen Tag.“

 

übersetzt von: Christine Koschmieder
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