Sieben Minuten im Leben eines Interviews ohne Mikrophon
Sieben Minuten im Leben
eines Interviews
ohne Mikrophon
1
tatsächlich habe ich
nicht viel vom Krieg
gesehen drei Finger nur
an deiner rechten Hand
2
vom kalten Wind am Hafen
von Dänemark
kommt es, dein Kratzen am Hals
und du sagst »stationiert«
3
»mein Kind-
sein, früh war es
vorbei, mit Bau und Ernten
fing es an«
hörte ich sagen
4
du fragst Heine nach dem Ort
»Wo« die Palmen frei sind
zu sterben, und lauter Löwen-
zähne wuchsen von selbst
5
tatsächlich habe ich
es nicht bemerkt
das starre Land in
deinem Auge:
das feste Blau
6
»wichtiger als das Haus ist der Schlüssel«,
sagst du. Öffnen, Verschließen, Wieder-
Betreten. Der Schlüssel, er ist
das Leben. Du wiederholst immerzu
»lass ihn dir niemals nehmen, sonst bist du tot«
7
vor der Tür steht jedes Jahr
zu Weihnachten die gleiche
neue Liebe, jedes Jahr
machst du ihr Platz
in deinem Garten, neben den anderen
setzt du eine neue Nordmann-
tanne, immer zu Weihnachten
eine neue. »So einfach«,
sagst du, »sind unsre Wälder
entstanden«
-nicht übersetzt-