Orte der Begegnung. Von Romy Brühwiler

 

Wann immer ich erkläre, was die Latinale ist, wird meine Stimme zärtlich und die Worte glühend. Die Latinale ist eine Herzensangelegenheit! Gepaart mit Rike Boltes und Timo Bergers exzellenter Kenntnis von lateinamerikanischer Gegenwartslyrik und ihren Autor:innen. Die Bedeutung der Poesie dieses Kontinents als avantgardistische, nicht selten politische Vorreiterin innerhalb der Literatur ist nicht genug zu würdigen.

Seit 2006 lädt das mobile lateinamerikanische Festival Latinale Dichter:innen nach Berlin ein. In den 15 Jahren seines Bestehens wurden neben der Hauptstadt stets auch weitere Städte angefahren; es ging nach Hamburg, Bremen, Köln, Leipzig, Frankfurt, München, Wuppertal, Düsseldorf, Bonn, Jena Halle, Potsdam ... und immer wieder nach Osnabrück. An der Universität Osnabrück werden die Werke der Latinale-Gäste sogar literaturwissenschaftlich beleuchtet.

Was ist nun die Latinale? Lyrik pur, aber nicht exklusiv. Lyrik übersetzt: Man kann den Gedichten lauschen, man kann mitlesen. Ein Ort der Begegnung. Zwischen den Gästen, die sich teils schon mal begegnet sind, die voneinander wissen; sowie zwischen der hiesigen Literaturszene und allen Poesiebegeisterten. Es ist ein bereicherndes Gefühl, nach einer Lesung in einer Berliner Lokalität zu verweilen, miteinander zu reden und zu lachen, als würde man sich schon von jeher kennen. Viele Orte der Begegnung, denn die Latinale ist mobil. Im vergangenen Jahr dann ein virtueller Raum mit einem Publikum, das sich von überallher zuschaltete. Elvira Hernández, Sergio Raimondi, Mayra Santos-Febres, Fabián Casas, Roxana Crisólogo, Luis Chaves, Lina Meruane, Yanko González und und und ... Davon zeugt auch das Grußwort der wunderbaren Maricela Guerrero. Und wer kannte denn bereits das spanischsprachige poetische Werk Viggo Mortensens?

Auch die Autor:innen der diesjährigen Ausgabe gehören zu den kraftvollen Stimmen von heute. Wir sind sehr stolz über die Teilnahme von beatriz rgb und Ana Martins Marques aus Brasilien, Tania Favela, Xitlatlitl Rodríguez Mendoza und Jimena González aus Mexiko, Jamila Medina Ríos aus Kuba, Caro García Vautier und Milton López aus Argentinien, Julio Barco aus Peru und Carlos Soto Román aus Chile am diesjährigen Programm und zutiefst beeindruckt von der Arbeit der Übersetzer:innen Michael Kegler, Odile Kennel, Silke Kleemann, Léonce W. Lupette, José F. A. Oliver und Nora Zapf, denen wir mit unserem diesjährigen Schwerpunkt Translator’s Choice gesondert und in Stellvertretung aller Übersetzer:innen ein Denkmal setzen.

Wir danken allen Förderern und treuen Partnern, besonders dem Ibero-Amerikanischen Institut, den lateinamerikanischen Botschaften, der Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda, dem Literaturbüro Niedersachsen und der Universität Osnabrück. Und allen Helfer:innen, es sind so viele, die mit ihrem Herzen und ihrem Einsatz einzelne oder mehrere Ausgaben begleitet haben. In diesem Jahr gilt unser besonderer Dank der großartigen Förderung unseres Schwerpunkts Translator’s Choice und der neuen Website der Latinale www.latinale.org durch den Deutschen Übersetzerfonds im Rahmen von „Neustart Kultur“, die unter vielem anderen diesen Katalog ermöglicht.

Zutiefst verbunden bin ich unserem unerschrockenen, energiegeladenen und weisen Team: Rike Bolte, Timo Berger, Alina Neumeyer,Laura Haber, Betty Konschake und Zoé Sánchez. Bis zum nächsten Zoom-Großraumbüro! O sea en la oficina del área metropolitana. Eine aufregende Lesezeit!

 


Romy Brühwiler
Kulturreferentin
Instituto Cervantes Berlin