Klar, ungeschminkt, leise. Von Michael Kegler

 

Ana Martins Marques’ Lyrik zeichnet sich durch eine scheinbare Schlichtheit aus, die meist mit sehr wenigen Worten auskommt. Elemente des Alltäglichen, Gegenstände, Situationen werden pinselstrichartig betont und dezent in den Status des Metaphysischen erhoben. Dabei wird nichts überhöht, sondern im Gegenteil fokussiert: klar, ungeschminkt, leise, manchmal täuschend nah am Sarkasmus, manchmal auch zart, kleine Dinge betonend und dadurch besonders eindringlich, bisweilen schmerzhaft, manchmal leicht surreal. Ein Hemd auf der Wäscheleine kann eine ganze Liebesbeziehung erzählen, ein Spiegelbild in einer Pfütze ein ganzes Leben. Der Titel ihres jüngsten Gedichtbands lässt sich auch programmatisch verstehen: Risque esta palavra – „Streich dieses Wort“.